Deponia - The Complete Journey im Kurztest | MEER DER IDEEN (2024)

Mit „Deponia – The Complete Journey“ für den PC hat Daedalic Entertainment die beliebte Deponia-Trilogie als zusammenhängendes Gesamtwerk veröffentlicht. Für alle Liebhaber von klassischen stellt ist diese Perle ein echter Pflichtkauf!

Die Deponia-Trilogie gehört für mich eindeutig zu den Perlen unter den Point & Click Adventures der letzten Jahre. Als Liebhaber von Klassikern wie „Monkey Island“, „Day of the Tentacle“ oder „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ konnte mich die sehr humorvolle und äußerst intelligent konzipierte Geschichte rund um den Antihelden Rufus gleich in ihren Bann ziehen. Rufus lebt auf dem Müllplaneten „Deponia“, von welchem er mit allen erdenklichen Mitteln und ohne Rücksicht auf Verluste verschwinden und zur vermeintlich heilen Welt „Elysium“ fliehen möchte.

Dabei vereint Rufus alle Charaktereigenschaften, die ein echter „Held“ eigentlich nicht haben sollte: Er ist überheblich, rücksichtslos, naiv, chaotisch, egoistisch und dabei äußerst tollpatschig. Trotz allem ist es dem Team von Daedalic mit Rufus gelungen, einen charismatischen Charakter zu erschaffen, den man sofort ins Herz schließt und dem man all seine Schandtaten verzeiht.

Deponia – The Complete Journey als Einzelwerk

Die Geschichte der drei einzelnen Teilevon Deponia hat sich in „Deponia – The Complete Journey“ in keiner Weise verändert. Stattdessen sind die Übergänge der einzelnen Teile nun fließend, so dass weder der Wechsel von Datenträgern noch ein Neustart nach Beenden eines Teiles nötig sind. Positiv: Wer bereits den ersten Teil von Deponia gespielt hat und sich nun „Deponia – The Complete Journey“ kauft, kann auf Wunsch den ersten Teil komplett überspringen und gleich mit Teil 2 beginnen („Chaos auf Deponia“).

Ein typisches Point & Click Adventure – oder?

Wie gewohnt steuert man auch in „Deponia – The Complete Journey“ die Spielfigur im Stile klassischer Point and Click Adventures per Mausklick durch die diversen Szenerien. Bei gedrückter Leertaste werden all jene Objekte und Personen im aktuellen Bild markiert, mit denen man interagieren bzw. sprechen kann. Dabei stehen meistens die Optionen zum Anschauen (inklusive meist spaßigem Kommentar von Rufus) und Benutzen bzw. Nehmen zur Auswahl. Mitgenommene Gegenstände landen im Inventar – welches sogar Platz für sperrige Lattenroste bietet. Dem schmächtigen Rufus sieht man es von außen gar nicht an, was er alles an „Müll“ mit sich herum schleppt.

Das Spiel ist vollgepackt mit kniffligen Rätseln, die nie zu leicht oder zu schwer ausfallen und von einer gehörigen Portion Kreativität zeugen. Meine beiden Lieblingsideen im Spiel, auf die ich allerdings tatsächlich nicht ohne einen kurzen Blick in eine Komplettlösung kam, weil sie schlichtweg zu verrückt sind:

Das Klopfzeichen und die Musik

Ob sich Rufus das geheime Klopfzeichen dieses Mal merken konnte?

In einer Szene muss sich Rufus ein bestimmtes Klopfzeichen merken – also eine bestimmte Abfolge von Klopfgeräuschen mit langen und kurzen Abständen. Auf dem Weg zum Zielort, wo er dieses Klopfzeichen schlussendlich verwenden muss, läuft Rufus quer über einen Marktplatz, bei dem lautstark rhythmische Musik aus den Lautsprechern dröhnt. Rufus kann sich schlussendlich leider aufgrund der lauten Musik nicht mehr an das ursprüngliche Klopfzeichen erinnern – die verrückte Lösung (Achtung, Spoiler!): Bevor man sich auf den Weg quer über den Marktplatz macht, begibt man sich in die Einstellungen des Spiels und dreht den Regler für die Musik komplett herunter. Auf diese Weise hört man nur noch die Sprache und Effekte im Spiel und Rufus wird nicht länger durch die lautstarke Musik auf dem Marktplatz abgelenkt, so dass er sich am Zielort noch an das Klopfzeichen erinnern kann. Na, wärtIhr auf diese Lösung gekommen?

Der Angler und der Stiefel

Wer ist geduldiger? Der Angler oder Rufus?

Ein anderes Beispiel: Im Gespräch mit einem unglaublich geduldigen Angler begibt sich Rufus in eine Art Wettstreit, wer von beiden denn schlussendlich geduldiger ist. Rufus benötigt einen Stiefel, den der Angler in Anwesenheit von Rufus regelmäßig aus dem Gewässer fischt – denn Rufus bringt dem ansonsten mit Glück gesegneten Angler ständig Pech. Doch der Angler möchte Rufus keinen Stiefel angeln, selbst wenn dieser noch so lange darauf wartet. Gesagt, getan. Rufus bleibt schlichtweg in der Nähe des Anglers stehen und als Spieler machen wir fortan keinen einzigen Klick mehr, wir bewegen uns nicht von der Stelle und warten einfach ab. Nach einiger Zeit gibt der Angler schlussendlich auf und angelt Rufus einen schmutzigen Stiefel aus dem versifften Gewässer.

In meinen Augen zwei wunderbare Beispiele und Beweise für die ungeheure Kreativität, welche die Entwickler von „Deponia – The Complete Journey“ in diese Perle eines Point and Click Adventures eingebracht haben. Ich liebe solche verrückten und gleichzeitig intelligenten Ideen, die teilweise ein Umdenken vom Spieler erfordern, auch mal ungewohnte Wege auszuprobieren.

Mini-Games zur Abwechslung

An manchen Stellen des Spiels wird der Spieler mit spaßigen Mini-Games konfrontiert. Um manche überforderte Spieler nicht zu frustrieren, bietet das Spiel auf Wunsch eine erklärende Anleitung zum jeweiligen Mini-Game inklusive wertvoller Tipps und die Funktion, das Mini-Game zu überspringen. Das Spiel weist an dieser Stelle noch einen Fehler auf, der dazu führt, dass in vielen Mini-Games die falsche Anleitung angezeigt wird („Schnick-Schnack-Schnuck“). Im Rahmen dieses Testartikels habe ich die Entwickler informiert und ich vermute, dass dieser Fehler bald durch einen Patch behoben sein wird.

Humorvolle Entwicklerkommentare

Was mir bei „Deponia – The Complete Story“ besonders gut gefallen hat, sind die etwa vier Stunden an zusätzlichen Entwicklerkommentaren von Jan „Poki“ Müller-Michaelis und den deutschen Stimmen von Rufus (Monty Arnold), Goal (Sinikka Compart) und Goon (Gronkh). Zu jeder einzelnen Szenerie gibt es auf diese Weise wertvolles Hintergrundwissen zur Entstehungsgeschichte und den kreativen Hintergedanken der Deponia-Trilogie. Ich habe mich bei jedem Szenenwechsel auf den nächsten sympathisch und humorvoll vorgetragenen Kommentar gefreut – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich die gesamte Trilogie bereits zum jeweiligen Erscheinungsdatum der Einzelspiele durchgespielt habe und mich daher besonders die Kommentare der Entwickler interessierten.

Die Entwicklerkommentare im Spiel sind humorvoll, sympathisch und bieten interessante Einblicke in die Entstehung von „Deponia – The Complete Journey“. Was allerdings der fette Balken neben den Entwickler-Avataren trotz ausgeschalteten Untertiteln soll, ist mir ein Rätsel.

Zusätzlich erhalten Käufer von „Deponia – The Complete Journey“ sechs neue Songs von Poki in Form von herunterladbaren MP3-Dateien, zwei Bonus-Videos („The Art of Deponia“ und „How to draw Rufus & Goal“) und alle Bonusmaterialien der Goodbye Deponia Premium Edition (Soundtrack, Concept Art, Animation-Workbook, „Introduction to Deponia“-Buch).

Mein Fazit

Deponia - The Complete Journey im Kurztest | MEER DER IDEEN (7)Bereits der finale Teil der Trilogie, „Goodbye Deponia„, erhielt von mir 4,5 von 5 möglichen Sternen. Das nun veröffentlichte Gesamtwerk „Deponia – The Complete Journey„, bestehend aus „Deponia“, „Chaos auf Deponia“ und „Goodbye Deponia“, hat aufgrund seiner mitreißenden Geschichte, unglaublich liebevoll gezeichneten Hintergründen und Charakteren, einer fantastischen Synchronisation, irren Ideen, sehr viel Kreativität und sowohl interessanten wie auch witzigen Entwicklerkommentaren die volle Punktzahl von fünf Sternen verdient.

Ich hoffe, dass Daedalic Entertainment in Zukunft diese hohe Qualität bei der Entwicklung neuer Adventures beibehalten oder gar noch übertreffen wird! Ich persönlich würde mir sogar einmal ein ernsteres im Stil eines Klassikers wie „Blade Runner“ von Daedalic wünschen.

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Author: Zonia Mosciski DO

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